Im Laufe der Zeit konnten auch die gesunden Zwillinge genau untersucht werden. Zum Beispiel liegen inzwischen von allen 50 gesunden Zwillingen detaillierte kernspintomographische Untersuchungen des Gehirns vor. Diese Untersuchungen waren mit einem beträchtlichen Aufwand verbunden, da die Zwillinge für die Kernspinuntersuchungen aus der Ferne anreisen und in München übernachten mussten. Die kostenintensiven Kernspinuntersuchungen wurden im Rahmen einer wissenschaftlichen Kooperation mit dem Institut für Klinische Radiologie (Frau Prof. Birgit Ertl-Wagner) ermöglicht. Die Reise- und Übernachtungskosten für die Zwillinge im Rahmen der Studie wurden freundlicherweise vom DMSG Landesverband Bayern aus speziellen Mitteln, die für Forschung bestimmt sind, großzügig unterstützt. Bei diesen MRT Untersuchungen stellte sich nun heraus, dass etwa 20% der scheinbar gesunden Zwillinge MS-verdächtige Läsionen in der Kernspintomographie aufweisen. Diese Läsionen verursachen jedoch bisher keine Symptome, so dass der Zwilling weiterhin als gesund zu betrachten ist. Bei einigen Zwillingen konnten wir auch eine Liquoruntersuchung durchführen, wobei sich in einigen Fällen entzündliche Veränderungen zeigten, die als Hinweise für eine erste Vorstufe der MS zu betrachten sind.
Fazit: die weitergehende Untersuchung unserer Zwillingskohorte ermöglicht neue Einblicke in die Frühphase der MS, in der bereits Veränderungen im Kernspintomogramm oder in der Nervenwasserflüssigkeit nachweisbar sind, bevor die ersten Symptome der MS auftreten. Dieses eröffnet eine weitere Forschungsrichtung, der wir in Zukunft intensiv nachgehen möchten, denn die Auslösemechanismen der MS sind eine der wichtigsten ungeklärten Fragen der MS-Forschung.